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Zur Wissenschaftskommunikation verpflichtet? Impulse füreine reflexive Ethik der Wissenschaftskommunikation

Julia Serong, 2022
In C. Paganini, M. Prinzing & J. Serong (Hrsg.), Wissen kommunizieren. Ethische Anforderungen an die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Reihe Kommunikations- und Medienethik (Band 20) (S. 143-156). Nomos.

Abstract: Dass das öffentliche Engagement von Forscher:innen einen wichtigen Beitrag zur Qualität in der Wissenschaftskommunikation leisten kann, dürfte unbestritten sein. Problematisch wird es jedoch, wenn dieses freiwillige Engagement als Verpflichtung angesehen wird. Auch wenn gute Gründe dafür zu sprechen scheinen, sollte die Forderung nach einer individuellen Pflicht zur Wissenschaftskommunikation kritisch reflektiert werden. Aus einer systemtheoretischen Perspektive wird ersichtlich, dass eine solche Verpflichtung die Beziehungen zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit von einer Beobachtungs- in eine Leistungsrelation transformiert. Unter den Bedingungen einer polykontexturalen, dezentralen Öffentlichkeit kann dies eine dysfunktionale Entdifferenzierung von Wissenschaftskommunikation begünstigen. Stattdessen braucht es eine Anpassung der funktionalen Vermittlungsstrukturen, vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit sowie im Journalismus. Der Beitrag plädiert daher für eine „Professionalisierung 2.0“ in der Wissenschaftskommunikation, die insbesondere die ethische
Reflexion fördert und stärkt. Hierzu wird ein ethischer Orientierungsrahmen skizziert, der sich auf Nützlichkeit bzw. Verständlichkeit, Richtigkeit bzw. Wahrhaftigkeit, „Timing“, Gemeinsinn und Unabhängigkeit als Prinzipien für gute Wissenschaftskommunikation stützt.

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